African Anxiety_(My)

Malerei, Zeichnungen und Installationen von Lou Favorite 

Ausstellungsdauer:    19. Juni – 23. Juli 2015
Eröffnung:                    Donnerstag, 18. Juni 2015 um 20.00 Uhr

In der nunmehr zweiten Einzelausstellung des Ausstellungszyklus, freuen wir uns neue Arbeiten des in Berlin lebenden Künstlers Lou Favorite, präsentieren zu können. Erstmalig zeigt die Galerie LISTROS, neben weiteren neuen Werken, eine großformatige Papierarbeit (Format 2,7 m x 9,2 m) mit dem Titel „panel“. Dieses neue, eigens für die Situation in der Galerie geschaffene Werk, wurde in Kratztechnik, in auf dem Papier aufgetragenem Lack und Acryl herausgearbeitet. Die Papierarbeit „panel“ ist Teil der sechsteiligen Werkgruppe „african anxiety_(my)“, welche in einem Raum der Galerie präsentiert wird. Der Künstler be- zeichnet die Komposition dieser mehrteiligen Arbeit als „Raumkonstrukt“.

Lou Favorite verwendet als Trägermaterial für seinen Werkzyklus „african anxiety_(my)“ Papier, welches bei der Kautschukproduktion als Trennpapier zwischen den einzelnen Kautschukplatten verwendet wurde.
In der Verwendung dieses besonderen Papiers und auch im Titel, bezieht sich Favorite, auf die kolonialisti- sche Ausbeutung durch Anbau des Naturkautschuk in der afrikanischen, insbesondere der kongolesischen Geschichte. Diese ist eine Geschichte der Grenzüberschreitung durch Völkermord und Sklaverei. 

Der ursprünglich aus Südamerika stammende Kautschuk wurde ab Mitte des 18. Jahrhunderts ebenfalls in Afrika angebaut, insbesondere im Kongo. Auf der Kongo-Konferenz wurde das Kongobecken dem belgi- schen König Leopold II zugesprochen. Durch Sklaverei und Zwangsarbeit wurde die Kautschukgewinnung durch die Belgier vorangetrieben, man schätzt das dabei 8 – 10 Millionen Kongolesen den Tod fanden. 

Lou Favorite

In seinen Werken kreist Lou Favorite immer wieder um die Themen der Begrenzungen, seien diese Geschlechtergrenzen, Körpergrenzen oder Grenzen gesellschaftlicher und politischer Natur. Seine künstlerische Fragestellung geht unserer Idee von der Welt und deren Grenzen nach, die seiner Ansicht nach eine Welt in unserer Vorstellung ist, aber nicht mit der Realität kongruent. Sein Interesse gilt Sterotypen die unsere Bildwelt konstruieren und an deren Konstruktion auch die Künste einen erheblichen Einfluß ausüben.

Auf diese Weise betrachtet er auch das allgemein vorherrschende Bild Afrikas. Dieses ist seiner Ansicht nach, ein aus medialen Bildern kultiviertes Abbild, auf welchem unsere Vorstellungen des Kontinents beruhen. Demnach gründet unser Blick auf Afrika auf Klischees, die uns u.a. erzählen, afrikanische Musik sei Trommelmusik. In diesem Sinne ist ein weiterer wesentlicher inhaltlicher Aspekt der Arbeit von Lou Favorite, von einer tiefgehenden Auseindersetzung und Fragestellung an unsere Vorstellungen von dem afrikanischen Kontinent und dessen Kultur geknüpft.

Wie schon in seinem großen Werkzyklus „Lampedusa/ playground“ durchdringt Favorite mediale Bilder bis zur komprimierten Essenz ihres Inhalts und reflektiert den Abgrund der europäischen Sichtweise auf eine fremde Kultur. Er konfrontiert und durchbricht in seinen Werken gängige Ansichten über das uns Fremde.

Der Künstler hat eine große Sammlung von Medienbildern angelegt, die er in seinen Werken verarbeitet. In seinem Bildarchiv befinden sich sowohl Zeitungsbilder, wie Bilder aus dem Internet oder auch Filmstils. Vorwiegend handelt es sich um mediale Sterotypen die Flucht, Vertreibung, Krisen – Grenzüberschreitungen darstellen. Diese in seine Werke integrierten Fotografien, werden von Favorite in der künstlerischen Bearbeitung auf ihr Grundgerüst reduziert, überarbeitet und sind tragende Elemente seiner Arbeit. Der mediale Ursprung der Bilder, ist in seinen Arbeiten kaum mehr erkenntbar - wohl aber spürbar.

Lou Favorite studierte Malerei an der Universität der Künste in Berlin und schloss sein Studium 1994 mit dem Meisterschüler ab. Er lebt und arbeitet in Berlin.