The Berlin Papers - Die Künstler

Jim Avignon

Jim Avignon, Klassentreffen, 2013

Jim Avignon ist Maler, Musiker, Performer, Veranstalter, und Kurator und hat sich aus diesen Komponenten ein eigenes Berufsbild zusammengezimmert, dass ihn jeden Tag aufs neue auf Trab hält. Den „schnellsten Maler der Welt” nennt der Künstler sich selbst augenzwinkernd und behauptet „durchschnittlich 4,37 Werke“ pro Tag zu schaffen.

Seine Bilderwelten bestehen aus cartoonartiger Figuration, expressionistischem Bildaufbau und dominant aufs Bild gemalten Titeln und erschaffen ein Maximum an Ausdruck mit einem Minimum an Linien. Der reiselustige Aktionskünstler und Performer nutzt Humor, um auf das Absurde unserer Zeit aufmerksam zu machen. Seine Kunstfiguren, bildhafte Verzerrung der Realität, sprechen Themen wie Bestechung, den Mangel an wirklicher Kommunikation und globale Konflikte an.

Jim Avignon will der Kunst ihren Nimbus nehmen und lehnt es ab, den Regeln des Kunstmarkts zu folgen: Während der Kassel Documenta 1992 malte er jeden Tag ein Bild und zerstörte es am Abend. Er hat in Deutschland und unzähligen anderen Ländern (u.a. Frankreich, Griechenland, USA, Guatemala, Singapur, Russland) ausgestellt, darunter auch an ungewöhnlichen Orten wie Techno-Clubs. 

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Hans Endelmann

Hans Endelmann, Berchuma Dilla, 2013

Hans Endelmann arbeitet seit mehr als 10 Jahre an der Serie „Berchuma“ und seine Arbeit über diese kleinen Hocker der Schuhputzer begann während eines von ihm geleiteten Workshop zum Thema „Ästhetik des Einfachen“ am Department of Fine Arts an der Addis Abeba University.

Dort in Addis Abeba fiel mir der Berchuma zum ersten Mal auf, als ich mir auf dem Arat Kilo die Schuhe putzen ließ. Erst war das ein seltsames Gefühl für mich, doch es war so eine alltägliche Szene, dass dieses Gefühl schnell der Neugier Platz machte. Mir fiel der kleine Hocker – der Berchuma – auf, auf dem der Listro saß, der mir die Schuhe putzte. Und der Hocker ist mir danach nicht mehr aus dem Kopf gewichen. Letztendlich ist er „bloß“ ein Gebrauchsgegenstand, aber er ist auch wie ein stiller Wächter, ein wachsamer Gehilfe, der den einen oder anderen Listro begleiten kann.

Der Philosoph Giorgio Agamben schrieb in seinem Buch „Profanierungen“ über jene „Gehilfen“ des Alltags, meist unscheinbare Gegenstände, die aber dennoch einen ideellen Wert entwickeln, weil eine Patina des Benutzens entstanden ist. In seinen Papierarbeiten „Berchuma“ fokussiert der Künstler auf seine Begegnungen mit den Listro. Die gegenseitigen Erfahrungen waren für mich ein Zeichen, wie viel Poesie und Würde in den einfachsten Gegenständen steckt, wenn man eine Korrespondenz mit den Dingen und den Atmosphären um uns herum zulässt.

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Lupe Godoy

Lupe Godoy, Collage aus der Serie "Afrikanische Gedanken", 2013

Lupe Godoy widmet sich in in den ausgestellten Arbeiten der Collage und reflektiert die 10 Jahre Zusammenarbeit mit LISTROS e.V. Die Werke der spanischen Künstlerin sind thematisch in vier Gruppen geteilt: „Whats make me black/Whats make me white?“ - „Boxes and Letters from Ethiopia“ - „Afrikanische Gedanken“ und „Äthiopien“. Das Material ihrer Arbeiten stammt aus verschiedensten Quellen, sie kombiniert Fotografien aus Mode-, Lifestyle- und Reise-Magazinen mit Bildern aus Kunstmagazinen, stellt Ausschnitte aus Pornomagazinen neben Fotos aus Auto- und Motorrad Zeitschriften.

Aus trivialen, tausendfach reproduzierten Fotografien erschafft Lupe Godoy durch ihre künstlerische Handschrift Originale. Dabei vermischt sie Tusche und Farbe mit fotografischen Ausschnitten und verzichtet bewusst auf den Einsatz von Bildbearbeitungsprogrammen. Die Bildmaterialien fügen sich in der Verarbeitung zur Collage zu inhaltlich vielfältigen, ineinander verschachtelten Erzählungen und Serien, die Überfluss, Schönheit, das Eigene und das Fremde, Kunstgeschichte, Geschlechterrollen, Ökologie und eine Welt, in der der Körper zur Ware geworden ist, thematisieren. 

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