Puzzle Teile

Norma Drimmer

25. April bis 23. Mai 2013

Wir leben in einem Zeitalter freiwilliger und unfreiwilliger Migrationen. Sie spiegeln sich gesamtgesellschaftlich in der Mobilität des Internets. Die Mobilität aus politischen, beruflichen und privaten Motiven hat in der Realzeit konkrete Auswirkungen auf das Individuum. Doch was bedeuten die Relativierungen von Stadt, Land, Bildung, Religion und Zugehörigkeit für die Menschen, die umher ziehen? Und wie reagieren die Menschen des Ziellandes, wenn die Neu-Ankommenden nicht nur eine andere Herkunft, sondern auch eine andere Hautfarbe haben?

Ich kenne äthiopische Menschen in Deutschland und in Israel. Einige haben Äthiopien aus freien Stücken verlassen, andere reagierten auf die Umstände ihrer dortigen Lebenssituation. Mich interessiert, wie sich ihr Selbstbildnis durch die neue Kultur gewandelt hat und ob sich dadurch auch ihre Beziehung zu der eigenen Kultur verändert hat; ob sich - wie in einem Kreislauf - auch ihre Sichtweise auf die Kultur des neuen Landes neu positioniert.

Ich wollte wissen, inwieweit die konkreten Geschichten einzelner Menschen äthiopischer Herkunft und ihre unterschiedlichen Integrationssituationen in Deutschland und in Israel eine universale Komponente enthalten, die über sie hinaus auf unsere Gesellschaften und die Situation des Menschen in der heutigen Zeit verweisen. Denn das Leben im Exil und in der Diaspora führt zu Fragmentierungen und Neuzusammensetzungen der Selbstwahrnehmung.

Dies ist auch eine Zustandsbeschreibung des moderner Menschen, dessen Lebenssituationen durch geographische Veränderungen, Globalisierung, ein Leben in Ballungszentren und hohe Mobilität im Internet gekennzeichnet ist.

In meiner Ausstellung verbinde ich dokumentarische Fragmente und Interviews mit Menschen in Israel und Berlin mit meinen künstlerischen Arbeiten zur Situation des Menschen in der heutigen Zeit. Mir geht es dabei um unser aller Bemühen, die Fragmente unseres Lebens und unserer Identität zu einem sinnvollen Ganzen zusammen zu setzen.